Ich werde manchmal gefragt: „Wieso heißt es eigentlich „gewaltfreie“ Kommunikation – ich bin doch gar nicht gewalttätig?“ In diesem Post geht es um das Thema Sprache achtsam nutzen. „Worte können Fenster sein oder Mauern“ – Immer wieder erleben wir, wie schwierig es ist, miteinander zu reden und Konflikte auszutragen, ohne sich gegenseitig (mit Worten) zu verletzen.
Worte können uns trennen oder verbinden, mit ihnen errichten wir Mauern oder öffnen Fenster. Respektvoll miteinander reden ist heute ein großes Thema, gerade in Zeiten von Pandemie oder Klimakrise. Natürlich geraten wir in nahen Beziehungen und bei Auseinandersetzungen schnell in Streit, weil wir unsere jeweiligen Positionen oder Strategien verteidigen. Da können z.T. alte Verletzungen sein, die wieder aufbrechen oder wir sehen unsere Vision von einem guten Leben in Gefahr. In solchen Konflikten geht es darum, wer Recht hat und der gegenseitige Respekt ist nicht mehr im Blick.
Wenn mir die Verbindung wichtig ist, ist es ratsam, nicht auf die Worte zu hören, die mich stören, ärgern oder verletzen könnten. Das ist manchmal gar nicht so einfach, angesichts dieser Liste und unsere gewohnten Verhaltensweisen:
Gewalt in unserer Sprache, siehe auch die Kommunikationssperren nach Thomas Gordon
- Anklagen
- Ver-Urteilen
- Schubladen-Denken/ Etiketten
- Lächerlich machen
- Rechthaberei
- Generalisieren (immer/nie)
- Verdienen (Bestrafung/Belohnung)
- Schuldzuweisungen
- Keine Wahl haben (müssen, sollen)
- Warnen/Drohen
- Fordern
- Erwarten
Es ist eine hohe Kunst, Gesagtes nicht persönlich zu nehmen und alles in Bedürfnisse zu übersetzen. Ich lenke meine Aufmerksamkeit darauf, wie sich mein Gegenüber fühlen mag und was sie/er brauchen könnte und frage sie/ihn danach. Wenn ich mich auf dieser Ebene mit der Person verbinde (manchmal auch nur im Stillen), verschwindet mein Feindbild und ich kann sie/ihn als Mensch sehen. Wenn ich dann noch weiter zuhöre, bis mein Gegenüber sich wirklich verstanden fühlt – was nicht bedeuten muss, dass ich den Ausführungen zustimme – ist ein großer Schritt gelungen. Wenn ich dann selbst meine Gefühle und Bedürfnisse mitteilen kann und gehört werde, besteht eine große Wahrscheinlichkeit gemeinsam Strategien zu finden, die für beide passen.
Kennt ihr die VW-Regel? Hinter jedem Vorwurf, steckt ein Wunsch.
Wir (GFK Übende) versuchen hinter den Worten von Vorwürfen, Bewertungen oder Kritik zu schauen und die dahinter liegenden Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen. Dadurch kommen wir erst auf die Ebene, die die Fenster aufgehen lässt. Das ist die Ebene der Bedürfnisse. Bedürfnisse sind universell und bei allen Menschen gleich. Wenn wir mit den Bedürfnissen verbunden sind, verstehen wir uns.
Abschließen möchte ich diesen Post mit einer Wochenaufgabe*: Achte in dieser Woche einmal ganz bewusst auf den Klang und die Ausstrahlung bestimmter Worte. Spüre nach, wie bestimmte Worte in Dir wirken.
*inspiriert vom Newsletter #555 Coachingbriefe „Gewaltfrei leben“